Osterbrief 2022

Liebe Leserinnen und Leser,

Wir sind durch die Passionszeit in der Karwoche angekommen. Noch immer  mit Schrecken und Entsetzen dass Putins Krieg gegen die Ukraine real geworden ist. Unvorstellbar: Krieg in Europa! Wo wir so viele Jahre den Frieden beschworen haben! Stattdessen Verwüstung, unsagbares Leid, Millionen von Flüchtlingen, Zerstörung und Tod. Und wir weithin ratlos, wütend, ohnmächtig, verzweifelt.

Auf der anderen Seite: Frühling – Ostern – Hoffnung auf Leben.

Wir atmen auf, die Pandemie hat für dieses Frühjahr, so hoffen wir, ihr Schreckensbild mit Ängsten – Sorgen – Zweifeln und Einschränkungen gemildert.

Der Karfreitag kommt noch. Wir können ihn nicht einfach auslassen.
Der Todestag Christi bleibt der besinnlichste Tag im Jahr.
Auch damals war er wohl nicht begehrt. Der Hochverrat – Jesus vor Pilatus – das kennen wir: feige Typen. Für ein paar Silberlinge oder ähnliche Gelder,  an der Hintertür verhandeln, nicht weniger belastend: leugnen der eigenen Erkenntnisse. Das Volk jubelt! Es ist ja so einfach mitzumachen und der herrschenden Meinung zuzustimmen.

Später, als die Besatzungsmacht ihre Hände in Unschuld wäscht, stocke ich. Die Erkenntnis über die Parallelität der Ereignisse ist so nah.

Die Frauen sind dabei. Sie bleiben, ob verhöhnt oder verspottet, sie waren einfach da wie eine Mahnwache. Noch heute ein starkes Zeichen. Mancherorts braucht das schon wieder Mut. Die Freunde Jesu in Verzweiflung, die doch bei ihm bleiben wollten, die seinen Erfolg und seine Zukunft mit erarbeitet hatten, verstecken sich. Wenn es darauf ankommt sind es nicht mehr viele – leider. Und schließlich die Frauen, die zum Grab gingen. Sie wollten Jesus salben, ihn versorgen, so gut es noch ging. Auch das ist vertraut. Es ist manchmal so wenig, was noch möglich ist. Ach hätten wir doch …  Ein Schreck: das Grab damals ist leer. Ratlosigkeit und Entsetzen.

Es wird deutlich, unser Glaube richtet seinen Blick nicht nur auf das leere Grab, sondern auf das Leben in all seinem umfassenden Dasein. Auferstehung ins Leben! Was für eine Kraft, die uns am Leben erhält, die uns denken, atmen, lieben und leben lässt.

Am Sonntag hatte meine Urenkelin zweiten Geburtstag. Wir standen an ihrem Kindergrab. Sie war vor anderthalb Jahren plötzlich verstorben. Plötzlicher Herzstillstand, unendliche Betroffenheit bis heute. Mit den beiden Geschwistern stehen wir am Grab., kauen Gummibärchen, einige fallen auf das Grab. Die fünfjährige Schwester bemerkt: „Wie Schneeflocken.“ Mir wird kalt.

Es gibt soviel Kaltes um uns, Krankes, Schweres, Bedrückendes. Es hat nicht nur jeder sein Päckchen zu tragen, sondern auch sein Kreuz. Wir haben am Kindergrab eine große vor dem Wind geschützte Osterkerze aufgestellt. Zu den gedachten kalten Schneeflocken kommt Licht, Wärme und Trost. Die Familie glaubte an das Leben, glaubte! Mit dem Sterben des Kindes ist aber soviel vom eigenen Leben verloren gegangen.

Heute aufstehen geht wieder, essen auch, tägliche Arbeit seit Kurzem, nicht weniger aber auch nicht mehr. Ein Spaziergang ab und zu. Die Eltern, wir, spüren wieder das verloren gegangene Leben.

Ostern – Hoffnung auf das Neue. Es wird wärmer, heller, bunter, getroster inmitten aller sorgenvollen, bedrückenden Ängsten und Unsicherheiten.

Ich lese bei Tina Willms: „Ostern – am Morgen ist das Leben wieder aufgestanden, hat den Nachtvorhang beiseite geschoben und das Licht begrüßt. Komm steh auf, sagt es, und reicht mir seine Hand.“

Mit herzlichen Ostergrüßen Ihr Klaus-Dietrich Hofmann, Pfarrer i.R.

Weihnacht 2021

Liebe Mitglieder des Fördervereins, liebe Freunde der Nikolauskapelle Dörflas,

Heilige Familie von der Holzbildhauerin Katrin Gentsch

vor einem Jahr hat Pfarrer Hofmann in der Vorweihnachtszeit eine Andacht geschrieben. Es war absehbar, dass zum Weihnachtsfest kein Gottesdienst in unserer Kapelle stattfinden konnte hinsichtlich der hohen Inzidenzzahl der Coronapandemie – wohl bisher einmalig in der Kirchengeschichte. Er sprach die Hoffnung aus, dass 2021 wieder ein Festgottesdienst stattfinden könnte. Nun leben wir in der vierten Welle der Pandemie und müssen wiederum leider die diesjährigen Festgottesdienste absagen. Mir fielen dieser Tage nachfolgende Sätze über die vier Kerzen am Adventskranz in die Hände. Ich möchte damit alle von Euch zum diesjährigen Advent und zur Weihnacht grüßen.:

Vier Kerzen im Advent

Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.

Die erste Kerze seufzte und sagte: „Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden, sie wollen mich nicht.“ Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.

Die zweite Kerze flackerte und sagte: „Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Zweck mehr, dass ich brenne.“ Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.

Leise und sehr traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort: „Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie liebhaben sollen.“ Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.

Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: „Aber, aber, ihr sollt doch brennen!“ Doch da meldete sich die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: „Hab keine Angst, denn ich heiße Hoffnung. Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden!“ Voller Freude nahm das Kind von der Kerze „Hoffnung“ Licht und zündete die anderen Kerzen wieder an.

Modell der Kapelle von Klaus Springer

Das ist ja das Wunder der Weihnacht, dass Gott unserem Herrn und Heiland Jesus Christus hat Mensch werden lassen. Er bringt uns die Liebe Gottes und seinen Frieden – ohne unsere Verdienste – in eine oft so lieblose und friedlose Welt. Wer sich im Glauben und Vertrauen an ihn hält, der muss nicht hoffnungslos sein – auch nicht angesichts der vierten Pandemiewelle.

Ich habe die Hoffnung, dass wir 2022 wieder unsere Festgottesdienste zu Weihnachten und zum Neuen Jahr feiern können. Dankbar zurückblickend, dass viele von uns vor der Ansteckung bewahrt geblieben sind oder wieder gesunden durften.

Gott schenke Euch allen solche Hoffnung und inneren Frieden. Er stärke Euren Glauben und lasse Euch wachsen und reifen in seiner Liebe.

Herzlichen Gruß zu Advent und Weihnacht 2021

Euer Pfarrer i.R. Klaus Herden

Worte zum Osterfest 2021

 

Liebe Freunde der Nikolauskapelle Dörflas,

  • Frühling: Das Leben bricht auf. Blütenblätter drängen ans Licht.
  • Das Glück des Frühlings: wie neu geboren leben zu dürfen, neues Leben wird sichtbar.
  • Und doch: Ich bin nicht im Paradies aufgewacht. Neun Monate nach dem Schlaganfall habe ich nicht alles Belastende, Bedrückende hinter mir gelassen. Viele dankbare, aber auch zerbrechliche Bilder gehen mit mir in Richtung Ostern.
  • Wohltuend der vertraute Zusammenhang: Ostern und neues Leben. Unseren Kindern und Enkeln wird noch immer die „Häschenschule“ vorgelesen, helle Farben bestimmen das Bild.

Ostern und Auferstehung ist schon schwieriger zu vermitteln. In einem Anekdotenbüchlein lässt sich nachlesen, dass ein Pfarrer in der Grundschule die Kinder fragt, was sie denn unter Ostern verstehen. Einer meldet sich und antwortet: „Zwei Wochen Eiersalat zum Abendessen.“ Wir müssen viel mehr darüber sprechen, was uns biblische Texte erzählen. Alle Evangelien bekennen, dass Jesus lebt. Seine Lebensgeschichte endet nicht Karfreitag am Kreuz. Sie geht über den Tod hinaus. Interessant ist die Tatsache, dass der Auferstandene zunächst nicht an seiner äußeren Gestalt erkannt wird, erst indem er spricht, Maria am Grab beim Namen ruft, in Ernmaus mit den beiden Jüngern am Tisch das Brot teilt, unerwartet in der Runde der Jünger erscheint und sie grüßt: „Friede sei mit Euch'“ Das ist der Gruß der Boten Gottes Wir kennen ihn aus der Weihnachtsbotschaft. Er wird verängstigten, sorgenvollen Menschen zugesagt. Frieden in Zeiten von großen Unsicherheiten des Lebens. Wir kennen dies: nicht wissen, was morgen sein wird, wann wir die uns bedrängenden Sorgen, Ängste, Existenznöte abschütteln können. Ostern ist das Fest des neuen Lebens. Wie im Frühling helle Farben und Lebendigkeit das Leben bestimmen, so ist Ostern auch umrahmt von dem „Friede sei mit Euch“ dessen, der uns Kraft und Mut für neue Schritte gibt. Mit diesem Gruß werden Menschen in Bewegung gebracht: Maria, die Frauen am Grab, die Freunde in Jerusalem.

Der uns zugesprochene Friede will weitergegeben und weitergetragen werden. Er erfüllt die Herzen und tröstet nicht nur. Auch in Corona-Zeiten. Vieles zerrt an den Nerven: Berichterstattungen, Diskussionen in Familien, die Kinder, Impf- und Testchaos. Wir nehmen uns gegenseitig oft nur noch mit den Augen wahr. Gelingt es dabei unsere Mitmenschen zu fragen: „Wie geht es Dir? Was brauchst Du?“ Nicht alles wird gut durch diesen Gruß. Nicht alle Sorgen und Ängste verschwinden. Aber neue Hilfe und Möglichkeiten lassen sich erkennen, bewegen und geben Hoffnung zum Weitergehen, Weiterleben. Der auferstandene Christus ist nicht verschwunden. Er redet auch heute zu uns. Das wird uns helfen, menschlich zu leben. Für Menschen und Natur einzustehen und der Lebendigkeit Raum zu geben in unseren Herzen. Unsere Blicke nach vorn lenken trotz aller Widrigkeiten. Wir dürfen zuversichtlich in alle kommende Zeit gehen, denn Gott lasst uns das Osterlicht schauen.

Neues Leben nach einer sorgenvollen, angstbesetzten, traurigen Zeit. Wie ein heller, klarer Morgen nach einer dunklen Nacht. Wir feiern Ostern mit Freude und Dankbarkeit!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Klaus-Dietrich Hofmann mit Christiane Baumgarten.

Grußwort zum Weihnachtsfest 2020

Liebe Freunde der Nikolauskapelle Dörflas,

Weihnacht, stille Nacht – in diesem Jahr kann der Liedvers des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes seine besondere Bedeutung erfahren. Das Lied fällt in eine Zeit, in der es sehr viel leiser und ruhiger zugeht, als die meisten von uns Weihnachten je erlebt haben. Weniger wegen Abstandsregeln und Desinfektionsmitteln, sondern aus Existenzsorgen, weil uns Trauer bewegt um täglich hunderte Menschen, die der Pandemie zum Opfer fallen. Trauer und Einsamkeit wird nicht wenigen das Herz schwer machen. Sehnsucht nach Trost und Hoffnung!

Und der Engel sprach zu ihnen „Fürchtet Euch nicht, siehe ich verkündige Euch eine große Freude, die allem Volk widerfahren ist, denn Euch ist heute der Heiland geboren.“ Diese Worte aus dem Lukasevangelium sind quasi der Weihnachtsbaum unseres Glaubens.

Wo immer wir die Botschaft hören oder lesen kann Spannendes, Hilfreiches geschehen. Was bringen die Hirten, die Weisen mit aus dem Stall von Bethlehem? Hoffnung und Zuversicht!

Hoffnung auf neue Möglichkeiten und Zuversicht, dass wir anders und besser miteinander leben können. Die derzeitige Situation kann uns die Augen öffnen für Dinge in der hektischen Zeit vor Corona, die längst untergegangen sind

Nach einem Schlaganfall im Sommer, noch ein wenig unsicher auf den Beinen, schob ich wohl etwas langsamer den leeren Einkaufswagen in der Kaufhalle auf seinen Platz. Das Lächeln einer Frau auf dem Weg dorthin und im Vorbeigehen „Nehmen Sie sich ruhig Zeit“, hat mich

Bewegt. Früher glaubten wir für solche Gesten der Achtsamkeit keine Zeit zu haben. Heute spüren wir, wie wichtig ein gutes Wort, Hilfsbereitschaft und Solidarität für ein erfülltes Leben sind und wie gut sie uns tun. Achtsamkeit in unserer oftmals von Konkurrenzdenken geprägten Gesellschaft möchte an Bedeutung gewinnen. Ich denke an manchen lieben Menschen in der Familie, Nachbarn, Kollegen oder Freund allein zu Hause, zurückgezogen, wie sehr er auf Hilfe von außen angewiesen ist. Achtsamkeit! Was für ein Segen, dass unsere Alters- und Pflegeheime für wenigstens einen Besucher für Angehörige offen sind. Ganz leise wird die Botschaft der Weihnacht auch dieses Jahr wieder die Dunkelheit erhellen.

Trost und Hilfe in die stillen, traurigen, aufgewühlten Herzen bringen, Licht und Stärke für unseren Alltag. Weihnachten ist Aufbruch auf den langen, getrosten Weg der Hoffnung. Heute ist geschehen, was uns morgen halten und tragen wird, Heilung ahnen lässt und mit sich bringt. 

Ich wünsche uns allen ein gesegnetes, getrostes, ermutigendes Christfest und einen zuversichtlichen Eingang ins neue Jahr. Mochte wenigstens ein Engel mit Ihnen und Ihren Lieben sein. Noch ein Wort in eigener Sache:

unser Gottesdienst am 2 Weihnachtsfeiertag entfällt.

Aber Ihr Weg wird nicht umsonst sein. Bei entsprechender Witterung wird uns ein Trompetensolo mit weihnachtlichen Melodien zur Gottesdienstzeit um 14:00 Uhr am zweiten Feiertag erfreuen.

Zu unserem Neujahrsgottesdienst wird zu späterer Jahreszeit eingeladen.

Namens des Vorstandes mit herzlichen Grüßen

Ihr Klaus-Dietrich Hofmann mit Christiane Baumgarten

Kraft – Liebe – Besonnenheit: Pfingstpredigt 2020

Pfarrer Dr. Sebastian Kranich (Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen)

Predigt am Pfingstmontag, 01. Juni 2020, im „Gottesdienst unter freiem Himmel“ an der Nikolauskapelle Dörflas.

Predigttext: Die Vollmacht der Jünger, Johannesevangelium 20, 19-23

 

19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!

20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.

21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist!

23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

 

Liebe Gemeinde,

die Türen verschlossen halten. Das kann richtig sein. Nach all dem, was geschehen ist, gehen die Jünger besser nicht raus. Denn der Tod von Jesus war abschreckend genug – auch für sie.

Sie haben schon davon gehört: Jesus soll leben. Doch was nützt das ihnen? Sie fühlen sich bedroht. Wie er will keiner sterben!

Ja, drinbleiben kann vernünftig sein. Das wissen seit Mitte März auch wir. Denn eine Gefahr liegt in der Luft. Ihr Name: Covid-19: Sie ist nicht zu sehen, zu schmecken, zu riechen oder zu hören – aber deutlich zu spüren.

Tür zu. Stay at Home. Bleib zuhause: So hieß es deshalb wochenlang. Denn die Infektionsgefahr schwebte und schwebt über uns allen, besonders aber über den Risikogruppen.

Also stellten die Einkäufer die gefüllten Tüten anfangs vor die geschlossene Tür der Alten und verschwanden wieder. Vielleicht hinterließen sie noch einen Zettel. Doch bloß kein Körperkontakt!

Und in viele Pflege- und in Seniorenheime gab es über viele Wochen kein Hereinkommen und kein Herauskommen. Es sei denn, man gehörte zum Personal.

Letzteres war sehr hart und auf die Dauer ist es in dieser Art und Weise nicht hinzunehmen. Denn Infektionsschutz ist wichtig. Aber zuerst schützt das Grundgesetz die Menschenwürde.

 

Doch zurück zu den Jüngern: Am Abend halten sie die Türen verschlossen, so heißt es bei Johannes. Mit „am Abend“, da ist wohl weniger eine Tageszeit gemeint, denn eine Stimmung, die sich breitmacht. Denn die Gefahr da draußen, sie schlägt aufs Gemüt. Und die geschlossene Tür tut es auch. Vielleicht fällt den Freunden Jesu schon die Decke auf den Kopf, wie so vielen von uns ab und an in den letzten Wochen.

Womöglich haben auch sie schon einen Koller. 11 Leute sitzen da drin zusammen. Nur der ungläubige Thomas ist nicht da. Vielleicht geht es Ihnen so ähnlich wie uns: Sie sind niedergeschlagen und haben Angst, sie fühlen sich ohnmächtig und sind wütend.

 

Wütend – auf wen? Denn irgendjemand muss doch an all dem schuld sein!

Und da steht dann bei Johannes dieses verhängnisvolle Wort: Die Türen sind verschlossen „aus Furcht vor den Juden.“ Hätten sie nicht einen anderen Schuldigen finden können?

Womöglich haben sie das auch. Also etwa: Dieser Jesus, der hat uns das eingebrockt. Oder doch: Selber schuld! Oder aber, die Mächtigen, die Römer, und die von uns, die sie unterstützen. Aber doch nicht wir einfachen, frommen Juden! Denn Juden das sind sie ja alle elf selber – und Jesus war auch einer. Starb mit einem Schild über den Kopf. Darauf stand sogar: „Der König der Juden.“

 

Tatsächlich ist dem Evangelisten Johannes an dieser Stelle nicht ganz zu trauen. Denn was er da schreibt, das gehört in eine spätere Zeit: Es ist Jahrzehnte später aufgeschrieben. Und zwar in einer Situation, in der die jüdischen Gemeinden mit den neuen christlichen konkurrierten – niedergeschrieben in einem harten Konflikt zwischen Geschwistern, die verschiedene Wege einschlugen.

Doch Ohnmacht und Wut lassen Menschen Schuldige suchen. Sei es als Erklärung im Nachhinein. Oder sei es mittendrin in der Misere. Und leider wirkt in Corona-Zeiten die lange Linie der Judenfeindschaft nach.

Kaum war Corona da, wurden Schuldige gesucht. Die USA beschuldigten China, China die USA. Die Ehe für alle sollte daran schuld sein oder die chinesische Fledermaussuppe, später auch das Mobilfunknetz 5G oder Bill Gates. Über so viel Unsinn kann man sich nur an den Kopf greifen.

 

Aber eins empört mich wirklich: Auf sogenannten Hygiene-Demos tragen Leute den gelben Judenstern mit der Aufschrift: „Impfgegner.“ So vergleichen sie sich mit den unter den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Juden.

Es ist ein perfides Spiel, was Rechtsradikale da treiben. Einerseits schieben sie Juden die Schuld an Corona in die Schuhe. So wird etwa der Holocaust-Überlebende George Soros beschuldigt, Corona als „Biowaffe“ entwickelt zu haben. Andererseits stilisieren sie sich selbst mit dem gelben Stern als Opfer.

Diese Leute spielen ein Spiel mit der Angst. Dabei dürfen Christen nicht mitspielen. Denn Jesus spielt auch nicht mit, beim Spiel mit der Angst.

 

Bei Johannes lesen wir: Jesus betritt den geschlossenen Raum. Er durchbricht ihre Isolation und sagt: „Friede sei mit euch!“ Den ohnmächtig-wütenden, den niedergeschlagen-ängstlichen wünscht er Frieden. Er tut das sogar zweimal. Und die Jünger werden darüber froh. Sie hatten davon gehört, dass er leben soll. Aber nun wird es für sie sichtbar.

Nur bei guten Worten bleibt es jedoch nicht. Denn Jesus tut etwas, was wir gerade besser bleiben lassen: Er bläst die Jünger an. Sie bekommen den Atem des Heiligen Geistes zu spüren. Und der bringt sie in Bewegung, innerlich wie äußerlich.

 

Denn dieser Geist ist anders. Er ist auch nicht zu vergleichen mit dem Geist der Corona-Stimmung, der in dem aktuellen Hit der Rolling Stones in einer Geisterstadt herumgeistert. In „Living in an ghost town“ singt der 76-jährige Mike Jagger:

 

„Life was so beautiful / Then we all got locked down“. Auf Deutsch: „Das Leben war so schön / Dann wurden wir alle eingesperrt“

Und weiter: „I’m a ghost / Living in a ghost town // I’m going nowhere / Shut up all alone // So much time to lose / Just staring at my phone“

Also: „Ich bin ein Geist / Der in einer Geisterstadt lebt // Ich bleibe, wo ich bin / Eingesperrt und ganz alleine // Es gibt so viel Zeit zu verschwenden / Indem ich einfach nur auf mein Handy starre“

 

 

Wie anders der Heilige Geist ist – dazu eine Begebenheit, über die der Theologe und Medizinethiker Ulrich H. J. Körtner unlängst berichtete:

„Dienstag, 21. April, am späten Abend. Markus Lanz moderiert im ZDF die x-te Talkrunde zur Corona-Krise. Im Studio der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, der Virologe Henrik Streeck aus Bonn sowie die Schriftstellerin und Philosophin Thea Dorn.

Zunächst dreht sich das Gespräch um Schutzmasken, um neueste Studien zu Covid-19 und um Prognosen, wie man der Pandemie [….] Herr werden kann. Schließlich kommt der Moderator auf Thea Dorns […] Essay über die Einsamkeit der Sterbenden in den Zeiten von Corona zu sprechen.

Thea Dorn bekennt offenherzig, sie sei kein gläubiger Mensch und legt nach: ‚Wir sind eine vom Glauben abgefallene Gesellschaft‘ […].

Aber dann kommt es: Frau Dorn erzählt, wie sie in Hamburg auf dem Weg zum Studio an einer Kirche vorbeigekommen sei. Draußen hing ein großes Transparent mit einem Zitat aus einem der Paulusbriefe.

‚Und ich‘, so die Philosophin, ‚hätte nicht gedacht, dass ich mal in einem Fernsehstudio sitzen würde und sagen werde: Der klügste Satz, den ich heute gehört habe, war ein Bibelzitat von Paulus! Und zwar stand da drauf: Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. ‘

Thea Dorn weiter:

„Der Satz habe sie […] ‚umgehauen, weil ich den Eindruck habe, wir lassen uns im Augenblick massiv vom Geist der Furcht leiten und nicht vom Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Und ich glaube, dass das nicht gut ist, wenn die Gesellschaft anfängt, sich vom Geist der Furcht bestimmen zu lassen.“ 1

 

Ich finde: Da ist etwas dran. Denn der Geist der Furcht lässt uns erstarren. Er lässt uns sitzen, die Türen zu. Doch wir können nicht drinnen bleiben, bis es komplett ungefährlich ist. Wir können nicht warten, bis das Virus, bis die Gefahr endgültig verschwindet.

Jesus jedenfalls schickt seine Jünger los, wie sein Vater ihn losgeschickt hat. Dabei ist die Gefahr für sie beileibe nicht vorüber. Doch er gibt ihnen den heiligen Geist. So können sie ihre Starre überwinden.

Für uns kann das heute etwa heißen: Schritt für Schritt heraus aus dem Lockdown. Mit Kraft, mit Liebe und – nicht zuletzt – mit Besonnenheit. Denn Leichtsinn ist nicht angebracht, wie es auch in Thüringen jede und jeder wissen kann. Und wie es jetzt die dramatischen Bilder aus Brasilien zeigen.

 

Und nicht zuletzt vermögen die Jünger Jesu durch den heiligen Geist noch etwas anderes. Jesus sagt zu ihnen: „Nehmt hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“

Die Fähigkeit und das Vermögen, Sünden zu erlassen: Vielleicht ist das zu Pfingsten 2020 die wichtigste Gabe des Heiligen Geistes. Denn Schuld zuweisen und Versäumnisse vorhalten – das geschieht jeden Tag:

Was wurde zu spät getan? Und: Was wird zu früh gelockert gewesen sein? Welche Entscheidungen waren falsch oder unangemessen? Was ist schiefgelaufen, war und ist ungerecht? Vielleicht auch nur: Wer hat sich geirrt?

Erst sollte der Sommer gegen Corona helfen, dann wieder doch nicht. Erst waren Masken überflüssig, jetzt sind sie Pflicht, bald sind sie freiwillig: Alles Gründe, um mit Wissenschaftlern und Politikern hart ins Gericht zu gehen. Und auch unter Christen wurde der Ton untereinander zunehmend rau.

 

Während einer Regierungsbefragung auf dem bisherigen Höhepunkt der Corona-Krise sagte Gesundheitsminister Jens Spahn diesen Satz: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“

Jesus sagt: Viel einander verzeihen: Das müsst ihr zwar nicht. Denn: „Welchen ihr die Sünden behaltet, denen sind sie behalten.“ Aber ihr könnt das tun, weil: „Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen.“

Und ihr braucht auch nicht Leute verfolgen und belangen, weil sie zu Ostern Posaune geblasen haben, und womöglich gegen den Buchstaben einer Verordnung verstoßen haben.

 

Ordnungen sind sinnvoll. Aber im Geist der Liebe muss man sie auch einmal überschreiten können. Selbst dann, wenn man sie selber fabriziert hat. Bodo Ramelow wurde in einem Interview der ZEIT damit konfrontiert. Nach einem Gesprächsgang über Krankheit und Tod sagte der Interviewer:

„Es gab Fälle, da durften Eheleute nicht mal voneinander Abschied nehmen. Da starb man alleine und wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit begraben. Das haben Sie mitentschieden.“

Ramelow antwortete:

„Ja, das habe ich. Und heute frage ich mich, ob das in allen Punkten richtig war oder ob es nicht möglicherweise noch andere Lösungen gegeben hätte. Vor kurzem ist etwa meine Nachbarin gestorben. Ich kannte sie seit vielen Jahren. Eigentlich hätte ich nicht bei ihrer Beerdigung dabei sein dürfen. Doch ich hatte das Gefühl, es zu müssen, wenn auch mit großem Abstand. Alles andere wäre mir unmenschlich vorgekommen. Schließlich habe ich gegen die Verordnung verstoßen, die ich selbst zu verantworten habe.“ 2

 

War das falsch? Mit dem Auge des Gesetzes gesehen: Vielleicht war es da falsch. Aber mit dem Geist der Liebe betrachtet: Da war es gut.

Wir kommen doch nicht weiter, wenn wir einander böse anzinken und giftig anblasen. Greifen wir gegen Corona besser zum pfingstlichen Gegenmittel: zum Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

 

Dieses Mittel hilft, versprochen.

 

Amen

 


1https://zeitzeichen.net/node/8315

2https://www.zeit.de/2020/21/bodo-ramelow-corona-krise-krisenpolitik-altenpflege-gesundheitswesen


Andacht zum Mai 2020

Um Himmelswillen – gebt die Erde nicht auf! Nach sonnigen Tagen endlich Regen. Das Leben bricht auf. Blütenblätter drängen neugierig ans Licht, kündigen Frühlingszeit an. Unendlich vieles hat sich über den Winter gerettet: Obstbaumblühten, die großen Kelche der Magnolien, die kleinen Gänseblümchen. Das Glück des Frühlings ist es, wie neugeboren leben zu dürfen. Jubilate.

Und doch, ich bin nicht im Paradies aufgewacht. Seit März verändert ein kleiner Virus unseren Alltag in vielfältiger Weise. Jubilate ist verstummt. Neue bittere Nachrichten, Leben bedrohend, Leben bedrückend, Lebenswege enden trotz aller intensiven ärztlichen Bemühungen.

Ungezähltes Jubilate will, kann nicht gelingen. Unsere Gottesdienste, Zeiten der Gemeinschaft: Jubilate – Kantate – Rogate – werden nur sehr langsam und unter teils unzumutbaren Bedingungen (Gesangsverbot) wieder möglich sein.

Ich blättere in meiner Bibel – da war doch noch was: schon die erste Verse 1.Mose 1-31 „und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe es war sehr gut.“ Mit einer schönen poetischen Erzählung beginnt die Bibel, erzählt vom Anfang der Welt. Wir schreiben das 6. Jahrhundert vor Christi Geburt. Das kleine Israel hat den Krieg gegen das übermächtige Babylon verloren. Damals begannen israelitische Priester den Verschleppten eine Geschichte zu erzählen von der Erschaffung der Welt, von der Erschaffung des Lichts, der Himmelskörper, der Tiere und zu guter Letzt des Menschen. Sie wurde erzählt als eine Trostgeschichte, sie wurde erzählt, um Menschen aufzurichten, um sie in schwerer Zeit in Glaubensanfechtungen zu ermutigen: vertraut unserem Gott. Vertraut ihm auch in der Not. Denn als Schöpfer von Himmel und Erde ist er auch Anfang und Ende aller Dinge.

Ein kleiner Virus bringt so viel Not und Tod, Leben bedrohende Situationen in unseren Alltag. Können wir angesichts all dessen die Schöpfungsgeschichte noch als Trostgeschichte lesen? Ist sie uns nicht zu einer Geschichte menschlichen Scheiterns, Versagens, über einer Jagd nach Macht, Profit geworden? Trotz allem Belastendem, Entmutigendem bleiben diese Verse am Beginn unserer Bibel eine Trostgeschichte. Denn sie versichert uns, dass unser Gott diese Welt ins Sein gerufen hat. Mehr noch: dass Gott diese Welt auch erhält „wie es ihm selber gefällt“.

Und weil das so ist, darf diese Geschichte gerade angesichts aller Hiobsbotschaften, die uns auch in unserem eigenen Leben erreichen können, für uns eine Trostgeschichte, ja mehr noch: eine Hoffnungsgeschichte sein. „Um Himmelswillen – gebt die Erde nicht auf“ heißt es in einem neuen Kirchenlied. Damit einher geht die Aufgabe, dass wir uns auch in dieser Zeit füreinander einsetzen.

Sie kennen viele wunderbare, ermutigende, frohe und manchmal heil machende Zeiten des Miteinanders und Füreinanders – jubelt – singt und betet. So ist diese alte Geschichte für uns heute eine ermutigende Hoffnungsgeschichte, eine Geschichte, die wissen lässt: Gott hat uns nicht aufgegeben trotz allem was geschehen ist und was immer noch geschieht. Deshalb sind wir eingeladen anzunehmen uns selbst nicht aufzugeben, nicht zu resignieren, Wir leben unseren Alltag in Jubel und Not, folgen Jesus, dem Auferstandenen. Er ist uns vorausgegangen im Leben und Licht.

Gebet:

Herr, unser Gott,

jeder Sonntag erinnert uns an den Tag, an dem das Leben neu begann. Jeder Sonntag erinnert uns an die Kraft deiner Liebe. Doch mit meinem Kopf und meinem Herzen bin ich noch weit entfernt, Dankbarkeit und Freude zu empfinden und hinaus zu jubeln. Zu sehr bedrücken die Geschehnisse um die Coronapandemie und die ganz persönliche Belastung des Alltags.

So denken wir an alle Kranken zu Hause, in den Krankenhäusern und Pflegeheimen, wir denken an alle, die helfen. Sie setzen sich, ihre Kraft und ihre Gaben ein für alle.

Herr, unser Gott, mit dir sind wir verbunden und wir sind es miteinander und füreinander in Gedanken aber vor allem im Herzen. Herr, unser Gott, vertreibe die Schatten aus unserem Sinn, die Traurigkeit aus unserem Herzen und Gedanken.

Lass uns so verbunden bleiben mit dir und deinen Gemeinden.

Wir beten zu dir: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name…

Gott segne uns und behüte uns, Gott lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig, Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.

Mit herzlichen Grüßen und allen guten Wünschen in der Verbundenheit unserer großen und weiten Nikolaus-Kapelle Dörflas Gemeinde

Um Himmelswillen – gebt die Erde nicht auf! Nach sonnigen Tagen endlich Regen. Das Leben bricht auf. Blütenblätter drängen neugierig ans Licht, kündigen Frühlingszeit an. Unendlich vieles hat sich über den Winter gerettet: Obstbaumblühten, die großen Kelche der Magnolien, die kleinen Gänseblümchen. Das Glück des Frühlings ist es, wie neugeboren leben zu dürfen. Jubilate.

Und doch, ich bin nicht im Paradies aufgewacht. Seit März verändert ein kleiner Virus unseren Alltag in vielfältiger Weise. Jubilate ist verstummt. Neue bittere Nachrichten, Leben bedrohend, Leben bedrückend, Lebenswege enden trotz aller intensiven ärztlichen Bemühungen.

Ungezähltes Jubilate will, kann nicht gelingen. Unsere Gottesdienste, Zeiten der Gemeinschaft: Jubilate – Kantate – Rogate – werden nur sehr langsam und unter teils unzumutbaren Bedingungen (Gesangsverbot) wieder möglich sein.

Ich blättere in meiner Bibel – da war doch noch was: schon die erste Verse 1.Mose 1-31 „und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe es war sehr gut.“ Mit einer schönen poetischen Erzählung beginnt die Bibel, erzählt vom Anfang der Welt. Wir schreiben das 6. Jahrhundert vor Christi Geburt. Das kleine Israel hat den Krieg gegen das übermächtige Babylon verloren. Damals begannen israelitische Priester den Verschleppten eine Geschichte zu erzählen von der Erschaffung der Welt, von der Erschaffung des Lichts, der Himmelskörper, der Tiere und zu guter Letzt des Menschen. Sie wurde erzählt als eine Trostgeschichte, sie wurde erzählt, um Menschen aufzurichten, um sie in schwerer Zeit in Glaubensanfechtungen zu ermutigen: vertraut unserem Gott. Vertraut ihm auch in der Not. Denn als Schöpfer von Himmel und Erde ist er auch Anfang und Ende aller Dinge.

Ein kleiner Virus bringt so viel Not und Tod, Leben bedrohende Situationen in unseren Alltag. Können wir angesichts all dessen die Schöpfungsgeschichte noch als Trostgeschichte lesen? Ist sie uns nicht zu einer Geschichte menschlichen Scheiterns, Versagens, über einer Jagd nach Macht, Profit geworden? Trotz allem Belastendem, Entmutigendem bleiben diese Verse am Beginn unserer Bibel eine Trostgeschichte. Denn sie versichert uns, dass unser Gott diese Welt ins Sein gerufen hat. Mehr noch: dass Gott diese Welt auch erhält „wie es ihm selber gefällt“.

Und weil das so ist, darf diese Geschichte gerade angesichts aller Hiobsbotschaften, die uns auch in unserem eigenen Leben erreichen können, für uns eine Trostgeschichte, ja mehr noch: eine Hoffnungsgeschichte sein. „Um Himmelswillen – gebt die Erde nicht auf“ heißt es in einem neuen Kirchenlied. Damit einher geht die Aufgabe, dass wir uns auch in dieser Zeit füreinander einsetzen.

Sie kennen viele wunderbare, ermutigende, frohe und manchmal heil machende Zeiten des Miteinanders und Füreinanders – jubelt – singt und betet. So ist diese alte Geschichte für uns heute eine ermutigende Hoffnungsgeschichte, eine Geschichte, die wissen lässt: Gott hat uns nicht aufgegeben trotz allem was geschehen ist und was immer noch geschieht. Deshalb sind wir eingeladen anzunehmen uns selbst nicht aufzugeben, nicht zu resignieren, Wir leben unseren Alltag in Jubel und Not, folgen Jesus, dem Auferstandenen. Er ist uns vorausgegangen im Leben und Licht.

Gebet:

Herr, unser Gott,

jeder Sonntag erinnert uns an den Tag, an dem das Leben neu begann. Jeder Sonntag erinnert uns an die Kraft deiner Liebe. Doch mit meinem Kopf und meinem Herzen bin ich noch weit entfernt, Dankbarkeit und Freude zu empfinden und hinaus zu jubeln. Zu sehr bedrücken die Geschehnisse um die Coronapandemie und die ganz persönliche Belastung des Alltags.

So denken wir an alle Kranken zu Hause, in den Krankenhäusern und Pflegeheimen, wir denken an alle, die helfen. Sie setzen sich, ihre Kraft und ihre Gaben ein für alle.

Herr, unser Gott, mit dir sind wir verbunden und wir sind es miteinander und füreinander in Gedanken aber vor allem im Herzen. Herr, unser Gott, vertreibe die Schatten aus unserem Sinn, die Traurigkeit aus unserem Herzen und Gedanken.

Lass uns so verbunden bleiben mit dir und deinen Gemeinden.

Wir beten zu dir: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name…

Gott segne uns und behüte uns, Gott lasse sein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig, Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.

Mit herzlichen Grüßen und allen guten Wünschen in der Verbundenheit unserer großen und weiten Nikolaus-Kapelle Dörflas Gemeinde

Ihre Pastorin Christiane Baumgarten

Ostern 2020

Österliche Gedanken zum biblischen Text

1. Korinther 15,12ff

„Wenn wir nun gepredigt haben, dass Jesus Christus von den Toten auferweckt ist, wie können da einige von euch behaupten, eine Auferstehung der Toten gibt es nicht! Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann kann ja auch Christus nicht auferstanden sein. Wäre aber Christus nicht auferstanden, so hätte unsere ganze Predigt keinen Sinn und euer Glaube hätte keine Grundlage. Mit Recht könnte man uns dann vorwerfen, wir seien Lügner und keine Zeugen Gottes. Nun aber ist Christus als erster von den Toten auferstanden. So können wir sicher sein, dass auch die übrigen Toten auferweckt werden.“

Vor einiger Zeit las ich in einer Zeitung das Ergebnis dieser Umfrage „Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?“. Nur 1/3 der Befragten antworteten darauf mit Ja. Wenn wir unter Christen so fragen würden, gäbe es da bei jedem die Antwort mit ja? Offenbar gab es da auch schon bei den ersten Christen in Korinth Zweifel und Unsicherheit. Damit setzt sich der Apostel Paulus in seinem Anschreiben an die Korinther auseinander. Für mich ist heute dabei die entscheidende Frage – was traue ich Gott zu? Sollte Gott nicht die Möglichkeit haben, seinen uns bis in den Tod liebenden Sohn Jesus Christus wieder ins Leben zu rufen? Dieser Jesus sagt zu uns: „Ich lebe und ihr sollt auch leben, ich gehe euch voraus, euch die Stätte zu bereiten, damit ihr seid wo ich bin.“ Was ist das für eine einzigartige Perspektive! Paul Gerhard formuliert sie in einem seiner Osterlieder: „wo mein Haupt durch ist gangen, da nimmt er mich auch mit, er reißet durch den Tod, durch Welt, durch Sünd und Not“ …

Immer wieder wurde gefragt, beruht die Osterbotschaft nicht auf einem Betrug der Junger? Sie wollten sich mit dem Scheitern ihrer Hoffnungen nicht abfinden und hätten so das größte Täuschungsmanöver inszeniert. Die Auferstehung Jesu sei von ihnen erfunden worden!

In der Tat kommen die späteren „Säulen“ des Urchristentums in den Evangelienberichten um Ostern nicht gerade gut weg. Wir lesen in den realistischen Berichten von ihren Zweifeln und ungläubigem Nachfragen, von ihren Zweifeln und ihrer Skepsis. War schon der Sinn seines Kreuzestodes für sie nicht fassbar, wie sollten sie mit seinem leeren Grab klarkommen? Erst als der Auferstandene ihnen selbst begegnet und sie von diesem Wunder überzeugt werden, können sie wieder froh werden und dies glaubwürdig bezeugen.

Eine Frau berichtete mir, als sie das Sterben ihres Mannes im Wohnzimmer erlebte, dass eine helle Gestalt erschien und ihn mit sich nach draußen durch die Mauer führte. Was für ein tröstendes Erleben! Wir konnten dadurch dankbar Abschied nehmen Unser Tod ist seit Jesu Auferstehung ein Übergang in die neue Welt Gottes. Die Gewährsleute für die Auferstehung Jesu bezeugen es so: „Was wir gesehen und gehört haben, dass verkündigen wir euch“. Mit der Auferweckung Jesu von den Toten wird der neue Bund zwischen Gott und uns Menschen gültig. Wir, haben durch unsere Taufe Anteil an dem Ostersieg Jesus über den Tod. Der Auferstandene, Jesus, garantiert uns die himmlische Bleibe nach unserem irdischen Leben. Alle ungeklärten Fragen, alle ungelösten Probleme und alle Widersprüche werden ihrer Lösung zugeführt. Wir sind als Christen oft nicht besser als andere Menschen, aber wir sind besser dran. Unser Glaube hat eine feste und unzerstörbare Grundlage. So grüßen sich Christen seit Ostern: „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“

Das gilt für jeden von uns, besonders auch für diejenigen unter uns, die zweifelnd nicht mehr. weiterwissen. In der Tiefe des Zweifels erwartet uns der auferstandene Herr.

Ein gesegnetes Osterfest wünschen Euch besonders zur Zeit der Coronakrise, wo erstmalig kein Gottesdienst stattfinden kann und darf wegen Ansteckungsgefahr

Eure Ruthilde und Klaus Herden, Schöndorf